Abstrakte und elementare Schlüsselwörter – ein starkes Team
In der Testfall-Notation, insbesondere im Zusammenhang mit Schlüsselwort-basiertem Testen, ist das DRY-Prinzip ein entscheidender Erfolgsfaktor. Es sorgt für Wiederverwendbarkeit, klare Strukturen und reduzierte Wartungskosten. Dabei unterscheidet man zwei Arten von Schlüsselwörtern:
Abstrakte Schlüsselwörter, z. B.
LogIn
,Benutzer anlegen
,Rechnung stornieren
Elementare Schlüsselwörter, z. B.
SetValue
,Click
,VerifyValue
In vielen Projekten sind abstrakte Schlüsselwörter verbreitet – während elementare Schlüsselwörter selten vorkommen. Der Grund: Sie benötigen ein durchdachtes Framework, das sowohl technische als auch fachliche Aspekte trennt – was aufwendig ist, sich aber langfristig lohnt.
Diese beiden Schlüsselworttypen sind keine Konkurrenz, sondern ergänzen sich perfekt:
Abstrakte Schlüsselwörter beschreiben was fachlich passiert.
Elementare Schlüsselwörter beschreiben wie es an der GUI umgesetzt wird.
DRY in der Schlüsselwort-Notation umsetzen
1. Abstrakte Schlüsselwörter strukturieren Testfälle
Ein abstraktes Schlüsselwort ist eine fachlich verständliche Beschreibung eines Schritts, z. B. Artikel in Warenkorb legen
.
Diese können in Bibliotheken zentral definiert werden und sind wiederverwendbar. Sie erleichtern die Zusammenarbeit mit Fachtestern und fördern die Lesbarkeit der Tests.
2. Wiederverwendbare Bibliotheken elementarer Schlüsselwörter
Elementare Schlüsselwörter wie Click
, SetValue
, VerifyValue
bilden die technische Basis und werden in wiederverwendbaren Bibliotheken gekapselt.
Diese Kapselung ermöglicht:
zentrale Behandlung von GUI-Eigenheiten (z. B. bei Dropdowns, Modals)
saubere Abstraktion vom Automatisierungstool (Selenium, Cypress, etc.)
hohe Wiederverwendung und Stabilität
👷♂️ Je öfter ein technisches Schlüsselwort wiederverwendet wird, desto robuster wird es.
3. Kein technischer Zwischenschritt nötig
In klassischen Projekten gibt es oft diesen Ablauf:
Fachtester schreiben Prosatestfall
Technische Tester übersetzen ihn in Code
Dieser Übersetzungsschritt ist fehleranfällig. Mit der Schlüsselwort-Notation entfällt er vollständig:
Abstrakte Schlüsselwörter bilden die fachliche Sicht
Das Framework sorgt für technische Ausführung
💡 Kein Zwischenschritt = keine zweite Fehlerquelle
4. Parameterisierung für maximale Flexibilität
Schlüsselwörter können Parameter enthalten – z. B. ${Suchbegriff}
oder ${Benutzername}
– um sie in unterschiedlichen Kontexten wiederzuverwenden.
Das fördert die Wiederverwendbarkeit und reduziert die Anzahl notwendiger Schlüsselwörter.
Tipps für abstrakte Schlüsselwörter
1. Wähle sprechende und eindeutige Bezeichner
Kurz, aber nicht kryptisch
Eindeutig, ohne Interpretationsspielraum
Fachlich klar, im Vokabular der Zielgruppe
❗ Unklare Begriffe wie „ausführen“ führen zu Verwirrung – und zu Fehlern.
2. Keine Verschachtelung abstrakter Schlüsselwörter
Ein guter Testfall ist wie ein Drehbuch:
Eine Anweisung nach der anderen
Klarer Ablauf
Keine verschachtelten Logiken
👉 Komplexität gehört ins Framework, nicht in den Testfall.
Testfälle direkt in Code schreiben?
Natürlich kann man Testfälle auch direkt in Java, JS oder Python schreiben. Aber:
Nicht mehr lesbar für Fachtester
Technisch stark abhängig vom gewählten Tool
Änderung des Tools = kompletter Rewrite
Investition in Testbeschreibung ist verloren
Mit Schlüsselworten dagegen bleibt der fachliche Testfall erhalten – das Framework kapselt die Technik.
🛠️ DRY in Reinform: Was du nicht brauchst, kann auch keinen Fehler verursachen.
Fazit
Abstrakte und elementare Schlüsselwörter sind Partner, keine Gegensätze.
Abstrakte Schlüsselwörter: strukturieren die fachliche Sicht
Elementare Schlüsselwörter: sichern die technische Umsetzung ab
Zusammen ermöglichen sie:
Reduzierte Wartung durch zentrale Anpassung
Wiederverwendbare Tests und Bausteine
Eliminierung technischer Fehlerquellen
Trennung von Fachlichkeit und Technik (DRY!)
📎 Zum Vergleich: Klassischer Prozess mit zwei Übersetzungen
📎 Verwandte Seite: Testfallbeschreibung ohne Übersetzungsschritt
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